Euroboxenmöbel & Wasserkonzept

Viele haben das verständliche Bedürfnis, es im Landy "gemütlich" haben zu wollen. Aber mir stellt sich die Frage, ob es in so einem engen Auto wirklich gemütlich sein kann? Ich glaube nein. Der Regelfall ist doch, dass man im Auto entweder fährt oder schläft. Bei beidem ist Gemütlichkeit keine Vorraussetzung, denn wenn ich es "gemütlich" haben will, dann sitze ich doch sowieso vorzugsweise draussen am Lagerfeuer. Innen geht es also meiner Meinung nach primär um Funktionalität und die Möglichkeit alle wichtigen Utensilien verstauen zu können. Ein Ausbau aus Holz ist darum schon mal nicht verkehrt, weil man ihn selber machen kann. Die Technik für Flightcases oder klassische Holzmöbel ist erschwinglich und für jeden gut selbst zu machen. Holz kann jeder … fast jeder ... ich leider nicht wirklich gut.

Ich hatte lange einen improvisierten Ausbau aus ausgedienten Holzverpackungskisten im Auto. Inzwischen ist es schick, sich genau solche Möbel mit bedrucktem Sperrholz und dicken Rahmen in die Hipster Wohnung zu stellen. Ich gebe zu, es sieht nicht schlecht aus. Der Ausbau sollte die Zeit überbrücken, bis ich einen professionelleren Ausbau im Flightcase-Stil machen konnte. Das Provisorium tat dann doch einige Jahre seinen Dienst. Es gibt nix Haltbareres als ein funktionierendes Provisorium. Dann hatte ich irgendwann einen Geistesblitz, den ich sofort umsetzen musste: Möbel aus verschweissten Kunststoff Lagerboxen. Die ganze Zeit dachte ich mir, so eine Stapelbox aus Kunststoff (wer benutzt sie nicht) ist ein ideales Verpackungsmittel. Ich wollte sie auf jeden Fall benutzen, weil man sie so schön stapeln kann und ich hatte immer mehrere im Auto.

Mir fiel auf: „Sind die Dinger aufeinander gestapelt nicht eigentlich selbst schon ein Regal?“ Ein recht stabiles und wasserfestes noch dazu, nur rein fassen kann man nicht, wenn sie gestapelt sind. Ein echter Nachteil 😃.
Wäre es nicht toll, wenn man die Kisten einfach seitlich aufschneidet, dadurch einen seitlichen Eingang schafft und sie zusammen schweisst? Die aufgeschnittene Seite kann man mit einem Deckel wieder zumachen und schon purzelt nichts mehr im Auto herum und man kommt an den Inhalt ran. Das zusammen schweissen sorgt für grosse Kisten, die trotzdem noch handlich und sehr leicht sind. Also fing ich mit dem Bau der Seitenbox an.

Ich schnitt die Seitenflächen aus 4 Boxen (60 x 40 x 33 cm) nicht ohne einen Rand zu lassen und schweisste sie mit wirklich einfachen Mitteln zu einer grossen Box zusammen. Mehr als ein Heissluftgebläse mit passendem Schweissschuh und eine Stichsäge braucht man nicht dazu. Die Schweissstäbchen habe ich aus den ausgeschnittenen Seitenflächen der Kisten mit der Kreissäge selbst geschnitten. Die entstandenen Vierkantstäbe mit 2-3 mm Kantenlänge funktionierten hervorragend. Man kann aber auch fertige Schweissstäbe kaufen. Das Schweissen klappte nach wenigen Versuchen bereits überraschend gut. Die Rückseite der Kiste musste konturiert sein und so griff ich zur Stichsäge, sägte die Rückwand mit der passenden Kontur ab und schweisste eine PE Platte hinten drauf. Die Polyethylen-Platten und die Kisten gabs im gut erreichbaren Baumarkt. Der Ausschnitt für den Tankstutzen war kein Problem. Auch er wurde eingeschweisst.

Die ganze Kiste wird nun mit nur einem Spanngurt in das Auto montiert und ist in wenigen Minuten aus- oder eingebaut. Für den Spanngurt montierte ich Ösen an Stellen im Auto, an denen sowieso eine Schraube war. Durch die Kontur der Möbel reicht ein einziger Gurt, dass sie sich in keiner Richtung bewegen können. Ein Vorteil ist in meinen Augen auch, dass solche Möbel einfach wasserfest sind (war bei einigen Island Fahrten schon nicht übel) und sie serienmässig verrundete Kanten haben. Oben als Abschluss habe ich 9 mm Siebdruckplatten aufgeschraubt und damit sind die Boxen auch von oben zu.

Möbel von vorne

Ansicht von vorne mit den ausgeschnittenen Seiten und den Deckeln

Die Verschlüsse baute ich aus handelsüblichen Teilen als durch den Deckel gehende Vorreiber Verschlüsse, die man von aussen mit einem Drehgriff einfach um 90° dreht.
von hinten

Ansicht von hinten mit Ausschnitten für Tankstutzen und Streben.

Innen

Gesamtbild mit der schräg geschnittenen Säule hinter dem Fahrersitz und der Querbox

Hinter dem Fahrersitz musste ich die oberste Box an der Seite über der Tür schräg bauen. Sie war oben zu breit, um rein zu passen. Ich schnitt von oben gesehen einen Keil vorne und hinten aus der Box, klappte die Seitenwand der Box ein wenig ein und schweisste alles wieder zusammen. Der Boden der Box blieb ganz.
Die Querbox besteht aus zwei in passender Länge gekürzten und aneinander geschweissten Boxen. So wird eine grosse lange Kiste draus. Sie ist für Tisch und Stühle und der Deckel kann von der Seite bei geöffneter Tür auf gemacht und verriegelt werden. Sie dient auch als Sitzkiste, wenn man mal IM Auto essen will. Für diesen Fall wird dann zwischen Seitenbox und Küchenblock in passender Höhe eine Tischplatte eingelegt. Der zweite Sitzplatz ist eine ausklappbare Sitzplatte an der Hecktür. Viele Leute bauen nach genau dem selben System eine ausklappbare Platte an die Hecktür, auf die der Kocher gestellt wird. Auch nicht schlecht, aber ich koche ja meistens auf meinen Sandblechen und wenn eine solche Kochplattform ausgeklappt ist, kann man nur noch schlecht ins Auto steigen. Ich habe die ausklappbare Kochplattform also recht schnell durch einen ausklappbaren Sitz ersetzt, der zudem im ausgeklappten Zustand noch eine Aufstieghilfe zum Bett ist. Es ist Teil meiner Philosophie, dass alles mehrere Funktionen haben muss. Über den Sitz an der Hecktür und die Seitenbox kann man wunderbar einfach ins Bett klettern. Er behindert auch nicht, denn er ist so gut wie nie ausgeklappt, wenn die Hecktür auf ist. Es sei denn, man will was drauf ablegen ... zB einen Kocher 😉


auf der Dachkonsole sitzend aufgenommen

Viele werden sich fragen, ob da nicht etwas viel Riffelblech an den Wänden ist. Ja, ist es. Ich hatte aber die Erfahrung von früher ausgebauten Kastenwägen, dass Wandverkleidungen aus Holz zwar sehr schön sind, aber durch Gegenstände im Laderaum auch gerne eingedrückt werden. Es soll ja ein Universalfahrzeug bleiben. Wenn das ganze Mobiliar ausgebaut ist, sollen auch andere wichtige Dinge (wie zum Beispiel Motorräder 👍 ) transportiert werden können. Da ist mit dem Lenker schnell die Wand eingedrückt. Das passiert mit Riffelblech nicht.


Der Küchenblock

Er ist in konventioneller Bauweise aus Siebdruckplatten im Stil eines Regales gebaut. Aber alle Küchen-Utensilien und Lebensmittel sind in Euroboxen im Regal verstaut. Die Boxen werden gegen Herausfallen verriegelt und können komplett zum Kochen mit nach draussen auf die Sandbleche genommen werden. Der Optimus 155 Petroleum Bootskocher steht oben drauf in einem genau passenden Ausschnitt und ist selbst bei wildesten Offroadeinlagen noch nicht herausgefallen. Daneben ist ein Waschbecken mit Wasserhahn eingelassen. 


Wasserkonzept
Das Wasser kommt aus einem 20 l Armee Trinkwasserkanister mit Tauchpumpe im Küchenblock unter dem Waschbecken. Mehr als 20 l brauchte ich bisher kaum und wenn, dann nutzte ich Schweizer Armee Wassersäcke, die sonst kaum Platz brauchen, wenn weniger Wasser nötig ist. 3 Stück liegen im Auto und das wären nochmal 60 Liter. Ich möchte nirgens einen Tank haben, denn er bedingt, dass auch die Voraussetzungen zum Tanken gegeben sein müssen. Zum Tanken braucht man einen Schlauch, passende Anschlüsse am Hahn ... Adapter. Den Trinkwasserkanister habe ich schon einfach in einen Isländischen Bach getaucht und gefüllt. Als reines Trinkwasser benutzt man am häufigsten sowieso gekaufte PET Flaschen. Für Nutz- und Kochwasser muss man sich wirklich fragen, ob man so einen grossen fest eingebauten Tank wirklich die meisste Zeit fast leer spazieren fahren will und ob das Wasser drin nicht auch mal etwas alt wird. Verschmutzen kann er auch und dann fragt sich "wie reinige ich den zuverlässig?". Chemisch? Geht wohl nur so. Wer schon mal den Finger durch den schmierigen Bio-Rasen nach einigen Wochen Gebrauch in so einem Tank gezogen hat, mag keinen mehr. Den Plastik-Kanister von der Armee schmeisse ich einfach weg, wenn er wirklich in einem so undefinierten Zustand sein sollte, dass ich nicht weiss, ob das Wasser drin nun geniessbar bleibt. Dann besorge ich einen Neuen, zur Not ist sogar der 20 l Treibstoffkanister aus Blech baugleich. Er ist innen ja lackiert und neu geht der auch. Ausserdem kann man ja auch den Plastik-Kanister chemisch reinigen. Auf jeden Fall habe ich wenn ich will fast die gleiche Wasserkapazität dabei und brauche deutlich weniger Platz dafür. Die Wassersäcke haben ausserdem den Vorteil, dass sie im Notfall zerschnitten vorzügliches Dichtungsmaterial sind.

Den Wasserkanister habe ich sogar schon als Outdoor Waschmaschine benutzt. Dreckige Unterwäsche rein, ein paar Liter Wasser und Waschmittel drauf und dann den Kanister hinten auf die AHK gebunden.  Nach einem Tag auf der Strasse hin und her geschwappt ist alles sauber und möchte nur noch gespült werden. Ok, als Trinkwasserkanister ist er danach nur noch bedingt geeignet.


Wie schon erwähnt ... alles muss mehrere Funktionen haben 🙂

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