Pflanzenölbetrieb
Der 200 Tdi eignet sich durch seine Einspritzpumpe Bosch VE und das Einspritzverfahren vorzüglich für den Betrieb mit Rapsöl, wenn es heiss genug ist und dadurch die Viskosität heruntergesetzt wird.
Was ist der Unterschied zwischen RME, dem klassischen Biodiesel und Pflanzenöl?
Pflanzenöl muss man wohl nicht weiter erklären. Speziell hierzulande ist es üblicherweise das klassische aus den Samen des Raps kalt gepresste Rapsöl. Das verbrennt nach der Feinzerstäubung durch Diesel Einspritzdüsen recht verkokungsfrei. Schon Rudolf Diesel erkannte das und konstruierte den Dieselmotor darum erst mal für Pflanzenöl.
Für Biodiesel (FAME) muss etwas mehr in die Trickkiste gegriffen werden. Das Zeug heisst Rapsmethylester (RME), weil die im Öl vorhandene hochwertige Glyzerin-Gruppe durch eine billige Methyl-Gruppe ersetzt wird. Dummerweise fordert das viel Energie und das schmierfähige Glyzerin.
RME ist also weit weniger schmierfähig, als es die naturbelassenen Öle sind. Rentieren tut der ganze Kram meiner Meinung nach nur, weil mit dem Glyzerin ein zweiter Profitpfad aufgemacht wird. Glyzerin ist ein wertvoller Rohstoff in der Kosmetik und in der Pharmaindustrie. Man sollte also eigentlich nicht von Biodieselerzeugung sprechen, sondern von Glyzeringewinnung mit dem veredelten Abfall Biodiesel. Inwieweit das Ganze (und auch eine Beimischungspflicht in Treibstoffe) dann tatsächlich "biologisch" sein kann, bleibt jedem selbst überlassen. Biologisch sinnvoller für den Treibstoff wäre es sicher, gleich reines Pflanzenöl beizumischen anstatt RME ... aber dann hätte man das wertvolle Glyzerin nicht. Dummerweise ist es aber gerade das Glyzerin im Pflanzenöl, das die Einspritzpumpe schmiert ... RME hat darum so manche Einspritzpumpe geschrottet und auch Wellendichtringe an der ESP undicht gemacht, weil es Gummi verhärtet und schrumpfen lässt.
Mein Umbau war eine 2 Tanklösung, wie sie auch im Rapsölabenteuer des Explorermagazins vorgeschlagen wird. Ich habe einen 67l Bootstank aus Kunststoff genau passend in den hinteren Fussraum gelegt. Er war unter einer Holzkonstruktion, auf der die Querbox und die Kühlbox sind. Die Idee war, den eingebauten Zweittank für Diesel zu nutzen und im Originaltank das Pflanzenöl zu haben. Ich konnte damals direkt beim Bauern einheimisches Rapsöl tanken. Das war eine einfache und vor allem wirklich praktikable Sache. Keiner möchte aus 1-Literflaschen vom Supermarkt tanken.
Mit den zwei eingebauten Ventilen konnte ich die Tanks umschalten, bzw den Rücklauf kurz schliessen. Den Rücklauf kurz zu schliessen bedeutete, dass der ja schon erwärmte Treibstoffüberschuss nicht zurück in den Tank geleitet wurde, sondern wieder durch die Treibstoffheizung und den Filter direkt zur ESP. Das Rapsöl musste ja gut vorgewärmt sein, um in etwa die gleiche Viskosität wie Diesel zu haben. Aber durch Öffnen des Rücklaufes und Anwahl des Zusatztankes konnte ich also Treibstoff aus dem Zusatztank in den Originaltank umpumpen. Das machte ich oft, als es nicht mehr möglich war beim Bauern Rapsöl zu tanken. Ich benutzte beide Tanks für Diesel und pumpte bei Bedarf dann um.
Aus dem bisherigen Text ist ja schon hervorgegangen ... der Zusatztank ist jetzt ausgebaut, nachdem es nicht mehr interessant war Pflanzenöl zu fahren. Er brauchte mir einfach zu viel Platz und war für einen Dieselzusatztank unnötig gross. Soviel Sprit brauchte ich eigentlich nie. Inzwischen ist ein Durchlauftank eingebaut, der die ganze Umschalterei unnötig macht. Die Treibstoffheizung unter dem Filterkopf ist aber immer noch da. Genauso wie die Druckanzeige am Eingang der ESP, die anzeigt, wann der Treibstofffilter dicht ist und die ESP Unterdruck saugt. Sie war zusammen mit der Heizung bereits recht wertvoll, als viele im kalten Herbst mit versulztem Sommerdiesel liegen blieben. Ich sah an der Druckanzeige, dass der Filter dicht wurde und hab dann die Heizung eingeschaltet. Das half und ich konnte weiterfahren als andere liegen blieben. Ich habe jetzt alles ausgebaut, nicht ohne es aufzuheben. Der 200 Tdi lief 3 Jahre klaglos mit Pflanzenöl und man kann ja nie wissen, ob man das nicht nochmal braucht.