Kupplung entlüften leichtgemacht
Das Standardvorgehen ist, dass man den Entlüftungsnippel unten am Geberzylinder öffnet und dort die Luft ablässt.
Nun weiss aber jeder, dass die Luft in einer Flüssigkeit immer versuchen wird nach oben zu steigen. Man muss also schnell sein, wenn man das Standardvorgehen macht und versucht, die Luft und frische Bremsflüssigkeit nach unten zu pumpen. Man trägt dadurch wohl der Vorgehensweise im Werk Rechnung, denn dort wurde die Kupplungsflüssigkeit sicher von unten unter Druck befüllt. Eigentlich ist es absurd, es genau anders herum zu versuchen. Aber man braucht eben besonderes Equipment, wenn man auch von unten befüllen will. Schnell ginge es auf jeden Fall. Ich habe nun exakt den entgegengesetzten Ansatz und lasse mir Zeit.
Mein Vorgehen macht sich den Auftrieb der Luft und den quasi vertikalen Einbau der Hydraulik zu Nutzen. Beim Treten des Pedals baut sich also in der Leitung Druck auf, auch wenn das System noch leer ist. Diesen (Luft)Druck kann man bei einem noch leeren System durch Öffnen der Leitung oben am Geberzylinder ablassen und das System wird dann Bremsflüssigkeit aus dem Reservoir nach saugen, denn beim Zurückbewegen des Kupplungspedals wird im System ein Unterdruck entstehen. Diese Bremsflüssigkeit wird nun der Schwerkraft folgen und sich auf den Weg nach unten machen. Ich blockiere das Kupplungspedal mit einem Stock, den ich zwischen Pedal und Fahrersitz spreize. Nach ca. 10 Minuten werde ich wieder die Anschlussleitung am Geberzylinder öffnen und es wird wieder nur Luft kommen, denn die Bremsflüssigkeit ist ja inzwischen der Schwerkraft gefolgt und hinunter gelaufen. Nachdem der Druck abgelassen ist wird die Leitung wieder angezogen und der Stock herausgenommen. Man sieht am vollen Reservoir gut, wie nun Bremsflüssihkeit nachgesaugt wird, die wiederum der Schwerkraft folgt. Ich fülle das Reservoir zwischen durch immer wieder auf, denn es darf keine Luft angesaugt werden.
Ich drücke das Kupplungspedal erneut, klemme wieder meinen Stock ein und warte wieder, bis alles runter gelaufen ist. "Alles runter gelaufen" bedeutet ja nichts anderes, als dass die Luft aufgestiegen ist.
Man merkt schon, dieses Spielchen kann länger dauern, aber wenn man zwischendurch immer etwas anderes zu tun hat, spricht doch nichts dagegen, die Schwerkraft für sich arbeiten zu lassen. Der grosse Vorteil ist, dass man alleine arbeiten kann und nicht mal bei einem völlig leeren System unter das Auto robben muss. Alles geht bequem von oben, wenn man genug Zeit mitbringt. Es spricht übrigens auch nichts dagegen, den Stock über Nacht drin zu lassen. Sobald man den Stock heraus nimmt, wird die aufgestiegene Luft in das Reservoir blubbern und beim nächsten Tritt Bremsflüssigkeit nachlaufen. Ein solches System ist selbstentlüftend, wenn man genug Zeit mitbringt.
Man merkt am Druckpunkt im Pedal, wie er immer weiter an den Anfang des Pedalweges wandert. Wenn dann oben aus der geöffneten Leitung nur noch Bremsflüssigkeit sprudelt, sollte alles erledigt sein. Ich will auf keinen Fall behaupten, dass dieses System für jedes Auto funktioniert, aber ich konnte schon zwei Kupplungen am Oneten so entlüften, unter anderem sogar ein völlig leeres System.
Ein Wechsel der Bremsflüssigkeit im Kupplungssystem muss sicher anders vor sich gehen. Man kriegt die alte Bremsflüssigkeit ja nur raus, wenn man unten öffnet. Aber ein Wechsel ist extrem selten nötig und selbst dann kann man von unten durch Lösen der Leitungen alles leer laufen lassen und dann nach diesen System vorgehen, wenn man ausreichend Zeit hat.