Flakglas 10x80

Ein Flakglas?? Was ist das?  ...

...   auf jeden Fall mal über 80 Jahre alt.

Vor einigen Jahren bin ich zu einem D.F. 10x80 Flakglas der deutschen Wehrmacht gekommen. Ein vollständiger Satz mit Stativ ist im Fernglasmuseum gut beschrieben. Aber hier geht es auch zu den Innereien.

Der Hersteller ist laut Kennzeichnung beh die Ernst Leitz GmbH, Wetzlar

anhand der vielen Kürzel für die Hersteller der Wehrmacht kann man erst erkennen, wie viele Unternehmen Profiteure des Krieges waren.

Es ist aber auch ein sehr leistungsfähiges Fernglas zur Beobachtung des Luftraumes für die Flugabwehr. Die Kenngröße ist 10x80 => 10-fache Vergrößerung mit 80 mm Objektiven (Lichteinlass) bedeutet das. Ich möchte hier nicht auf Orginalität eingehen, sondern einen praktischen Nutzen erläutern. Dieser praktische Nutzen ist im Originalzustand tatsächlich sehr limitiert, denn das Glas wiegt alleine satte 6,5 kg. Es ist ohne Stativ also nicht zu gebrauchen, denn in der Hand hält man so etwas nicht. Zudem wurden 10-tausende davon von mehreren Firmen gebaut, was es nicht wirklich selten macht. Teuer werden sie durch die völlig umwerfende mechanische Qualität trotzdem gehandelt. Für ein brauchbares Exemplar darf man um 1000,- € rechnen, trotz unvergüteter Linsen.

Was macht es also interessant?

Diese Qualität baut heute kein Mensch mehr. Mit einem normalen Fernglas kann man es in der Tat schon alleine wegen des Gewichtes nicht vergleichen. Bei jedem Fernglas ergibt sich zwangsläufig der Eindruck, als würde man durch eine Röhre schauen. Nicht so bei diesem Glas. Durch dieses Glas schaut man wie auf eine Leinwand!! Das sehr große Sehfeld beträgt 131m/1000m. Zudem ist es extrem Lichtstark. Besonders bei Dämmerung zeigt es völlig unbekannte Einblicke.

Mit seiner 10-fachen Vergrösserung bietet es keine umwerfende Vergrösserung, aber mit anderen Okularen und dieser Lichtstärke drängt es sich mit seinen 45° Einblickwinkel für die Himmelsbeobachtung in der Nacht, oder zur Beobachtung von Tieren förmlich auf. Die Okulare lassen sich mit etwas mechanischen Geschick tauschen, wodurch man die Vergrösserung erhöhen kann. Das geht zwar zulasten des Gesichtsfeldes, was aber zweitrangig ist, wenn man nicht gerade feindliche Tiefflieger aufspüren will. Die Austrittspupille der Okulare beträgt 8 mm wodurch das Fernglas eine überdurchschnittliche Sehleistung bei Dämmerung und Nacht aufweist. Ich liess mir sagen, dass sogar ein 20 jähriger eine erheblich kleinere Pupille von ca 5 – 6 mm hat. Deshalb haben sogar ältere Leute, bei denen die Pupillen bereits kleiner sind, einen sehr guten Überblick mit diesem Glas und das Auge kann die Lichtstärke auch nutzen.

Nach einiger Zeit Nutzung im Originalzustand mit selbst gebauter Wiege, zeigte sich jedoch, dass es nie dicht konstruiert wurde und deshalb Luftfeuchtigkeit den Weg hinein fand. Das löste nach über 80 Jahren Glaspilz (ja, so etwas gibt es) und schwergängige Mechanik aus. Mit der schwergängigen Mechanik gab es wohl vor langer Zeit schon in den Weiten Russlands Kälteprobleme, denn das Schmiermittel war falsch gewählt. und wurde hart. Deshalb wurden die vielen Gläser sukzessive auf kältebeständige Schmierung umgestellt, was zum Stempel KF für „Kältefest“ führte. Ich zerlegte das Ding also, um es wieder in einen brauchbaren Zustand zu bringen. Das war trotz des mechanisch sehr guten Zustandes des Fernglases nicht einfach, denn Anleitungen gibt es nicht und ohne selbst gebautes Spezialwerkzeug sind die Linsen nicht heraus zu bekommen. Die Antriebe für die filigranen Gewinderinge, die die Linsen halten, möchten durchdacht sein.

Auch beim Zusammenbau reicht es, ein Gewinde einmal zu verkanten ...

Das Bild zeigt die Mitnahmenuten der Gewinderinge und wie filigran die Gewinde sind. IMMER erst nach den Madenschräubchen suchen. Sie arretieren die Ringe.

Mein selbst gebautes Werkzeug, um die inneren Ringe zu lösen. Gefeiltes Vierkantloch in der Mitte für eine 1/2 Zoll Ratsche. Die Mittnehmerbleche sind von einer Fühlerlehre in der passenden Stärke abgeschnitten, in gesägte Nuten geklebt und gesichert.

 

 

Später gibts noch mehr Infos:

Das Glas verfügt über Erfle-Weitwinkelokulare die man austauschen muss, wenn man mehr Vergrösserung will. 

Manche Linsen sind mit Kanadabalsam gekittet und müssen neu verkittet werden

Zusammenbau