Vermutlich ist Bremsflüssigkeit das gleiche wie teure Hydraulik Leckstopmittelchen ... zu einem Bruchteil des Preises und quasi immer bei der Hand.

Ich gebe zu, das ist nicht naheliegend.

Aus allgemeiner Schraubererfahrung weiss ich aber, dass man in Anlagen für Bremsflüssigkeit kein Öl benutzt und umgekehrt. Warum ist das so?

Der Grund ist, dass die Dichtungsmaterialien unterschiedlich sind. Normale Wellendichtringe aus NBR für Öle quellen durch Bremsflüssigkeit geringfügig auf. Genau das kann man sich aber zu Nutzen machen.
Wenn ein Getriebe an einem Wellendichtring, oder einem anderen Gummiteil undicht ist, kann man duch Beifügen von Bremsflüssigkeit ins Öl solche Dichtungen etwas quellen lassen und damit wieder Dichtheit herstellen.

Nun kann man sich fragen, ob die Bremsflüssigkeit im Öl nicht mehr schadet, als sie nützt?
Um ein Beispiel zu nennen: Mein Lenkgetriebe war undicht. Ich schüttete als Test 2 Schnapsgläser voll Bremsflüssigkeit hinein. Innerhalb eines Tages war das Lenkgetriebe wieder dicht. Vorher verlor es ca. 0,5 l pro Woche, also durchaus eine nennenswerte Undichtigkeit, die mich auch zu dem Test veranlasst hat, denn ich musste ja sowieso etwas machen.
Ich war mir aufgrund der Theorie im Klaren, dass es sich nur um einen Aufschub handeln konnte. Eine endgültige "Reparatur" war das sicher nicht.
Zu meinem eigenen Erstaunen hielt diese Versuchs- und Notreparatur aber fast 3 Jahre lang dicht!

Da mein Auto ja sowieso restaurationbedürftig war, hatte ich keine Skrupel, das auch bei den Getrieben und zum Schluss sogar beim Motor zu machen. Beim Motor hatte ich die meissten Skrupel, denn es gibt ja auch interne Gummidichtungen. Was passiert mit denen? Was machen die hohen Temperaturen mit der Bremsflüssigkeit? Was geschieht mit der Turbolagerung?

Auch bei den Getrieben funktionierte das wunderbar. Beim Motor benutzte ich angesichts der grossen Ölmenge ca. 200 ml. Der Motor wurde eindeutig dichter, aber nicht vollständig. Immerhin verkleinerte sich der Ölfleck unter dem Motor von der Fläche von 2 Händen zur Grösse einer Postkarte. Da war aber auch einfach zu viel undicht. Das ganze konnte wirklich nur ein Versuch zur Bremsflüssigkeit sein, aber kein Versuch das im Rahmen einer Notreparatur wieder dicht zu bekommen. Auch nach einigen Wochen hat sich der Motor jedoch nicht verabschiedet, obwohl täglich in Betrieb. Die Temperaturen scheinen nicht gestört zu haben. Es mag aber sein, dass sich nach einigen Monaten doch noch etwas gezeigt hätte.

Man darf also nicht erwarten, dass Bremsflüssigkeit die Probleme final lösen kann, aber sie verschafft eine merklichen zeitlichen Aufschub, ohne Folgeschäden zu verursachen. Beim Motor muss man das aber sicher anders sehen, denn eine nachgeschaltete Abgasreinigung wie Kat oder DPF kann durch solche "Öl-Additive" natürlich nachhaltig vergiftet oder zumindest kontaminiert werden.
Eine wirklich finale Reparatur ist dann sowieso nur der Austausch von allen Gummidichtungen und Wellendichtringen. Ob nun durch Bremsflüssigkeit aufgequollen oder nicht spielt dann keine Rolle. In Achsen und Getrieben kann ich das als Notreparatur aber uneingeschränkt empfehlen.

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